E- Mobilität und das Dorf Ipetoro in Nigeria

Eigentlich sollte hier ein Blogbeitrag zum Thema Trinkwasser erscheinen, mit Trinkwasser hat er auch im weitern Sinn zu tun - aus aktuellem Anlass habe ich mich aber entschieden hier einen persönlichen Kommentar zum Spiegelartikel "Vergiftetes Dorf" (Nr. 51/15.12.2018)  zu schreiben. 

Dieser Tage finden aufgrund der Klimaveränderung endlich positive Entwicklungen am Sektor Mobilität statt. Weg vom Verbrennungsmotor - das ist hinsichtlich Verringerung der Umweltbelastung aus europäischem Blickwinkel sicher zu begrüßen.

Die Antwort heißt derzeit E-Mobilität. Sie kennen sicher viele der positiven Argumente für die "saubere" Technologie. Eine Technologie, die das Potential hat vieles grundlegend zu verändern. Es ist vermutlich sogar mehr - ein Technologiesprung und den sollten wir mit aller Sorgfalt und mit allen Erkenntnissen des 21. Jahrhunderts tun.

Mir fehlen bei der Diskussion über die E-Mobilität immer ein paar Antworten auf ein paar wichtige Fragen.

Betrachtet man das Herzstück "Batterie", so werden kritische Fragen meist Richtung zu verbessernden Speicherkapazität und zu hohem Gewicht gesprochen. Viel zu selten wird darüber gesprochen, woher man eigentlich die Grundmaterialien für die Batterien bezieht. Wo diese sogenannten "seltenen Erden" abgebaut werden, die man für die Produktion braucht und welche Umweltbelastungen dadurch entstehen.   

Im oben angesprochenen Spiegelartikel wird aber noch eine ganz andere Seite der Batterie beleuchtet - nämlich wo sie wiederverwertet wird und unter welchen Bedingungen sie dort recyclet wird. 

Der Bericht erzählt von einem kleinen Dorf in Nigeria, wo so eine Aufbereitungsanlage steht. Dort wird das Blei aus dem Batterien wiedergewonnen und aufbereitet, damit es wieder in neue Batterien eingebaut werden kann. Blei ist ein wichtiger Bestandteil von Batterien und hat einen Marktwert. Über 11 Millionen Tonnen Blei wurden im Jahr 2017 weltweit für die Produktion von Batterien gebraucht, die Hälfte kommt von recycleten Batterien. Klingt gut. 

Die Arbeitsbedingungen für die die in der Aufbereitungsanlage in Ipetoro arbeiten, sind es scheinbar nicht. 

So scheinen die Bleibelastungen betreffend im Boden und im Wasser im Dorf Ipetoro weit über dem Grenzwerten zu liegen.  Das hat schwere gesundheitliche Folgen und so sehen die Blutwerte der Einwohner, die unlängst von unabhängiger Stelle geprüft wurden, furchtbar aus.

Liest man diesen Artikel  so wird völlig klar, welch dramatische Auswirkungen der Ausbau der E-Mobilität haben kann. Steigt der Bedarf an Blei weltweit sprunghaft an, wie sieht es mit anderen Materialien aus? Gibt es sinnvolle Technologien, die eine sichere Aufbereitung gewährleisten?

Darum ist es wichtig, den gesamten Lebenszyklus aller Komponenten zu betrachten, zu überwachen und zu verbessern.

Eigentlich müsste die Aufbereitung hier bei uns in Europa stattfinden mit unseren Standards. Findet sie woanders statt, sollten die gleichen Standards gelten - keinerlei Gesundheitsgefährdungen und keinerlei Gefahr für die Umwelt.

Nur wenn man diese Bedingungen gewährleisten kann, ist E-Mobilität eine sinnvolle Technologie, die den Verbrennungsmotor (zum Teil) ersetzen kann.

Spiegelvideo von Ipetoro

DI Stephan Bruck

(Bildnachweis: ©iStockphoto.com_John Bloor)